1991 ist Dieter Hermann Schmitz nach Finnland ausgewandert. Geplant war ein knapp einjähriger Aufenthalt als Deutschlehrer für das Goethe-Institut. Doch er verliebte sich und blieb. Jahre später schrieb er mit "Die spinnen, die Finnen" ein Buch über seine interkulturellen Erfahrungen. Ein Gespräch über gestern, heute und das Glück zweier Welten.

 

Erinnern Sie sich an ihren ersten Eindruck von Finnland?

Ja, an das Hafenbecken von Helsinki, den Dom, die Skyline der Hauptstadt, die Überraschung, dass es nicht nur Eis und Schnee, sondern auch einen Sommer gibt. Von Land und Leuten sowie von der Sprache hatte ich keine Ahnung.

 

Was vermissen Sie auch heute noch aus Deutschland?

Vor allem Personen, Verwandte, Freunde, Familie... Die Möglichkeit, sprachlich wie ein Fisch im Wasser zu sein, statt Ausländer mit Akzent, dem immer noch das ein oder andere entgeht oder der verbal weniger schnell reagieren und agieren kann als ein Einheimischer. "...einen grünen April." Nicht zu vergessen den rheinischen Karneval. Aber wie's in meinem Buch heisst: "Jeder Mensch braucht eine kleine Sehnsucht, um glücklich zu sein." Im Grossen und Ganzen fühle ich mich hier schlittenhunde- bzw. pudelwohl und könnte mir nicht vorstellen, zurückzuziehen. Andererseits soll man ja nie nie sagen.

 

Wann haben Sie beschlossen Ihre Erlebnisse in einem Buch zu verewigen? Und wie hat Ihre Familie darauf reagiert?

Anfang 2009. Meine Familie fand die Absicht witzig und hat mich voll unterstützt, Frau und Kinder waren nach jedem Kapitel mein erstes Probepublikum.

 

Wie waren die Reaktionen, als das Buch erschienen ist?

"Die spinnen, die Finnen" hat es bis in die Top25 der SPIEGEL-Bestsellerlisten (Taschenbuch) geschafft. Das war mehr, als ich erwartet hätte. Ich habe viele Zuschriften - grösstenteils via Facebook - erhalten, und durfte mich freuen, dass es Leser gab, denen meine Geschichte gefallen hat. Es gab (und gibt) eine lange Reihe von Einladungen zu Lesungen oder Vorträgen, z.B. an die Uni Köln, auf die Buchmesse Helsinki (mit Übersetzung), zu finnisch-deutschen Freundschaftsvereinen, in Buchläden usw., die ich immer gerne annehme. Dass es unmöglich ist, eine Geschichte zu schreiben, die allen gefällt, ist natürlich auch klar, überwiegend waren die Rückmeldungen aber positiv. Das ist für einen Autoren Labsal. 

 

Würden Sie es heute wieder tun?

Natürlich! Schon allein, weil das Schreiben auch therapeutisch sein kann. Völlig unabhängig davon, wie es sich später auf dem Buchmarkt schlägt (oder ob sich überhaupt ein Verleger dafür interessiert!).