Ich weiss gar nicht mehr, durch wen ich Franz Hohlers und Jürg Schubigers Hin- und Hergeschichten kennengelernt habe. Aber die spielerische Art, sich selbst und ein Gegenüber zum Schreiben zu animieren, ist mir im Gedächtnis geblieben. Susanne Karrer und ich haben allerdings die Regeln erweitert. Sie zeichnet, ich schreibe:

Tabea freute sich aufs Training. Nach einer halben Stunde Aufwärmen kamen endlich die Pirouetten. Sie hob ihr Bein in die angewinkelte Arabesque und genoss den leichten Schwung. So sehr in die Bewegung vertieft, spürte sie den bösen Blick in ihrem Rücken nicht. "Was denkt die sich eigentlich", wütete es in Adelheids Schädel. "Wenn ich dermassen tätowiert wäre, würde ich mir blickdichte Strumpfhosen besorgen und ob ihr jemals einer gesagt hat, dass wir hier eine Kleiderordnung haben, die rosafarbene Trikots vorschreibt?" Adelheid verfolgte jede Bewegung Tabeas kritisch. Und dass ihr das Können der Gegnerin keine Munition lieferte, machte die Sache nicht besser. "Wir sind Elevinnen keine Blumenkinder, im Training gehören die Haare hochgesteckt", fluchte Adelheid tonlos weiter. Dass Maitre Marcel die Neue beiseite nahm und über angemessenes Verhalten instruierte, darauf hatte Adelheid vergebens gewartet. Sie würde das Wissen, dass ihr durch ihr vielseitiges Engagement in der Schule, beispielsweise auf der Krankenstation, zugute kam, nützen müssen. Die Stunde war vorbei. Doch entgegen ihrer Gewohnheiten verliess Adelheid nicht auf schnellstem Wege das Studio. Sie packte eine Tafel Schokolade aus, brach ein paar Stücke ab und streckte ganz nebenbei Tabea die Süssigkeit hin. Diese nahm sich dankend ein Stück. Dass sie nichts von ihrer Erdnuss-Allergie erwähnte, war einfach ein dummer Zufall...