"Caro du musst kommen. Lillian hat sich unter dem Bett verkrochen und sagt, sie kommt nicht raus." Mit hängenden Schultern steht Richards Tochter Miriam vor ihr. "Kein Problem, ich kümmer mich drum. Könntest Du in der Zwischenzeit schon mal den Tisch decken?" Caro schaltete die Herdplatten aus und wandte sich Richtung Schlafzimmer. "Kein Problem", hatte sie Richard gesagt, als er sie mit der Nachricht anrief, länger arbeiten zu müssen. "Kein Problem", hatte sie zu Miriam gesagt, weil sie nicht wollte, dass sich das Mädchen sorgte. Aber wenn sie ehrlich war, wusste sie nicht, wie sie Lillian an den Esstisch kriegen sollte. Sie stand vor dem Bett. Da schaute ihr Teddy sie an. "Ich habe Angst im Dunkeln." Der Teddy hielt sich die Tatze vor die Augen. "Ich fürchte mich so sehr, dass mein Magen ganz komische Geräusche macht." Caro grummelte lautstark. "Die Geräusche sind wirklich komisch", bemerkte Lillian. Caro hielt einen Moment den Atem an. "Aber wenn du deine Tatzen von den Augen nimmst, wird's heller und du brauchst keine Angst mehr zu haben." Der Teddy senkte eine Tatze. "Du hast recht, ich sehe Dich. Wie heisst Du?" "Ich bin Lillian." "Freut mich, Dich kennenzulernen. Aber sag mal, wie hat es Dich unters Bett verschlagen?" "Ich mag keine Menschen. Alle wollen immer was von einem. Da soll man spielen, da soll man lachen, da soll man nett sein - ich will einfach nur meine Ruhe." "Kann man das den Menschen nicht sagen?", wollte der Teddy wissen. "Die fragen mich ja nicht", antwortete Lillian. "Hmmm und wenn ich Dich begleite und Du mit meinem Tatzen das Psst-Zeichen machst. Das könnte vielleicht helfen." "Meinst Du tatsächlich?" "Wir können ja noch einen Moment hier bleiben um die Ruhe zu geniessen. Dann nimmst Du mich mit zum Abendessen in Deiner Welt. Und wenn etwas ist, machst Du das Zeichen. Dann werden wir sehen." Einen Moment blieb es still, dann kroch Lillian, den Teddy im Arm unterm Bett hervor und küsste Caro, die sich noch nicht erhoben hatte, wortlos auf die Wange.