Spricht man von Jim Knopf weckt das bei vielen die Erinnerungen an die Augsburger Puppenkiste und das Sandmännchen. Doch so schön diese Bilder von früher sind, das Buch birgt unendlich viel mehr. Michael Ende kombiniert eine klare Sprache, die gleich im ersten Kapitel mit dem Beginn der Geschichte beeindruckt, mit unglaublich phantastischen Szenerien. Man denke beispielsweise an Mandala, das erste Land, welches Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer nach ihrer Seereise gemeinsam entdecken. Durchsichtige Bäume und Blumen, die aus buntem Glas zu sein scheinen. Oder die Beschreibung der Familienstrukturen: "Jeder Mandalanier hielt einen anderen Mandalanier an der Hand, der etwas kleiner war. Und so ging es fort bis hinab zum Kleinsten, der nur etwa die Grösse einer Erbse hatte." Gleichzeitig verfügen die Winzlinge schon nach einem Jahr über das Wissen von Erwachsenen. In der Geschichte ist alles möglich. Da gibt es Scheinriesen, 12 gleichaussehende Seeräuber, die einen Drachen mit Kindern beliefern - eine Aufzählung, die niemals vollständig sein kann. Bei jedem Lesen entdeckt man wieder eine Figur, ein Wort, das einem in die Geschichte hineinzieht. Gleichzeitig lernen alle Figuren stetig dazu, unabhängig vom Alter. Es gibt keine gefühlsmässige Trennung. Denn nur im Miteinander ist man den Herausforderungen des Lebens gewachsen. Ein Buch, das ich allen Menschen, die mit Begeisterung neugierig sind, empfehlen würde.