Das Buch beginnt ganz unaufgeregt mit einem gemeinsamen Kuchenbacken von Mutter und Tochter. Aus der Sicht des Mädchens geschrieben fühlt man sich schon beinahe selbst wie ein Teil der Teestunde. Doch mit dem Satz "Manchmal ist Mama müde" wird die Krankheit das bestimmende Element der Geschichte. Was macht ein Krebs im Körper der Mutter? Und wie lässt sich die zwickende Krankheit vertreiben? Wie beobachtet das Mädchen die Amputation? Chemotherapie, Haarausfall, Müdigkeit - nichts wird ausgeklammert. Doch das sind weniger wichtige Aspekte für das Mitfühlen des Lesers. Das gemeinsame Aushalten der Familie ist das Ergreifende. Jede Person (nicht zu vergessen die Oma) tut das ihre fürs Zusammenleben in Gegenwart und Zukunft. Beim zweiten Durchlesen habe ich mich gefragt, ob bewusst eine Erzählerin geschaffen wurde? Viellicht bin ich durch die aktuellen Gleichberechtigungsdebatten hypersensibel. Doch vielleicht hätte ein kleiner Junge der Geschichte universellere Gültigkeit verliehen. Denn Gefühle halten sich nicht an biologische Geschlechterzuteilung. Auf jeden Fall kann das Buch "Manchmal ist Mama müde" Erwachsenen helfen, mit Kindern über Brustkrebs zu sprechen.