Marc stand bereits am Eingang, als Lena von der Bushaltestelle Richtung Schwimmbad kam. «Das klappt ja wunderbar. Dann sehen wir uns in zehn Minuten geduscht am Becken.» Federnden Schrittes ging er vor, Lena kam kaum hinterher. Nur mühsam unterdrückte sie ein Keuchen. «Wenigstens bin ich im Schwimmen nicht allzu schlecht», dachte sie während des Umziehens. Als sie aber aus der Dusche kam und diesen kleinen, muskulösen Mann dastehen sah, wurde ihr doch etwas mulmig zumute. Marc lächelte freundlich. «Erst einmal zehn Minuten einschwimmen, würde ich sagen.» Lena liess sich ins Wasser gleiten und war froh, sich keine Gedanken mehr über die Figur machen zu müssen, die sah man beim Schwimmen eh kaum. Das Wasser fühlte sich gut an. Dass Marc sie auf den Bahnen mehrfach überrundete, machte ihr nichts aus – na ja, fast nichts. Sie hielten. «Jetzt immer ein Länge Arme, eine Länge Beine. Zehnmal abwechseln.» Als Pause liessen sich die kurzen Momente zwischen den einzelnen Übungssequenzen nicht bezeichnen. «Jetzt schwimmst du in zehn Minuten so viele Längen wie möglich, der Stil ist frei wählbar.» Für Lena spielte die Wassertemperatur inzwischen kaum noch eine Rolle, so heiss war ihr. Sie nahm ihre ganze Kraft zusammen, versuchte, die Schlagzahl der Arme zu erhöhen, einen Rhythmus zu entwickeln, zu halten, und zählte die Längen. Erst als sich ihr Atmen beim Ausschwimmen beruhigte, spürte sie die wachsende Schwere der Muskeln.

 

«Hast dich gut gehalten», lobte Marc Lena beim Abtrocknen. «Gehört das Lob zu deinem Motivationskonzept? Wenn mein Kopf so rot ist, wie er sich anfühlt, seh ich doch aus wie eine Tomate.» «Ja, das hat was», neckte er sie lachend. «Es macht aber nichts. Ich fahr dich jetzt nach Hause, mache einen Kontrollgang und nach dem Abendessen wirst du wunderbar schlafen.» Als sie eine Viertelstunde später in Marcs Wagen stiegen, fragte Lena: «Verrätst du mir, was diese ganze Trainingsgeschichte soll?» Marc schüttelte den Kopf. «Nein, falls du das jetzt jeden Montag mit mir durchziehen willst, wirst du das selber herausfinden.» «Jeden Montag?» Sie wusste nicht, was sie von diesem Angebot halten sollte. «Warum bietest du mir so etwas an?» «Wie gesagt, es reicht, wenn ich das weiss und du es herausfindest. Also?» Sie schwieg, fühlte sich von einer fest getätigten Zusage etwas überfordert. Sie sah einen Moment aus dem Fenster. «Aber eigentlich ist doch genau das dein Problem. Immer über alles hundertmal nachzudenken», meldete sich die innere Stimme. Sie wandte den Kopf: «Ich bin dabei.» Marc nickte mit dem für ihn typischen Lächeln. «Gut, dann sehen wir uns kommenden Montag wieder.»