Aliide Tru ist keine sympathische Gestalt. Doch Sofi Oksanen erzählt ihre Lebensgeschichte, erzählt von der Eifersucht auf ihre Schwester, von der Sehnsucht nach Liebe, von politischen Systemen, die sich bis in die Schlafzimmer ausbreiten. Vergessen und Verdrängen sind als Deckmäntel brüchig geworden. Zara, die auf der Flucht vor ihren Zuhältern in Aliides Garten zusammengebrochen ist, bringt die Vergangenheit mit. Flüchten ist keine Option. Immer wieder wollte ich "Fegefeuer" aus der Hand legen, weil mir Sofi Oksanens bildhafte Sprache fast körperliche Schmerzen verursacht hat. Ich konnte nicht. Ich habe Aliide Versöhnung gewünscht und Zara eine Zukunft. Doch Sofi Oksanen bleibt Beobachterin, bleibt realistisch. Die Geschichte ist voller Klein- gar Kleinsmomente - nur ist hollywoodsche Glückseligkeit keine finnische Erfindung.