Es gibt Autoren, die nehmen Block und Stift nicht eher zur Hand bis sie die Geschichte im Kopf komplettiert haben. Wenn ich so lange warten würde, hätte ich wahrscheinlich noch keinen einzigen Text abgeschlossen. So habe ich im Laufe der Jahre Schreibübungen zusammengetragen, die dem Geist einen ordentlichen Schubs geben. Diese beginnt mit einem Gegenstand. Ob das Glas auf dem Wohnzimmertisch, ein Couchkissen oder ein Paar liegengebliebene Turnschuhe. Wichtig ist - die ersten 15 Sätze drehen sich um das auserkorene Objekt. Benennen Sie beispielsweise das Material. Damit meine ich nicht: Das Glas ist aus Glas. Es geht um Genauigkeit. Ist es durchsichtig oder matt? Hat es vielleicht eine farbige Kontur? Oder gar ein Muster? Beschreiben Sie die Farben. Rot, Blau oder Gelb? Nein - himmelblau oder sonnenblumengelb regen den Geist des Lesers viel stärker zu Assoziationen an. Meist achten wir nicht besonders auf Alltagsgegenstände. Man orientiert sich an ihrem Zweck. Aber das pinkfarbene Glas mit den silbernen Ornamenten, das eigentlich von Hand gespült werden sollte damit diese erhalten bleiben, hat vielleicht eine Mutter für ihre krebskranke Tochter ausgesucht. Damit das kleine Mädchen einen guten Grund hat, die Medizin zu trinken, statt vom Tisch zu stossen. Die Turnschuhe im Wohnzimmer erinnern dessen Bewohnerin an den guten Vorsatz täglich Joggen zu gehen. Warum fällt es der Frau so schwer ihre Intention umzusetzen? Sie können es erzählen. Vergessen Sie nicht, die ersten 15 Sätze des Textes gehören dem Gegenstand - er wird ihnen eine Geschichte liefern, davon bin ich überzeugt.