Da Sie nun schon eine ganze Weile mit Ihren Helden unterwegs sind, werden er oder sie sicherlich Mitspieler gefunden haben. Mitarbeiter, Nachbarn, Chefinnen oder Freunde, die das Geschehen ebenso prägen wie die Handlungen Ihrer Hauptdarsteller. Somit sind Sie reif für verschiedene Erzählperspektiven. Da gibt es die auktoriale, die personale, die neutrale Perspektive sowie den Ich-Erzähler. Ersteres steht für das Schreiben von einem übergeordneten Gesichtspunkt aus. Man betrachtet alles von oben, ist also allwissend. Der personale Erzähler weiss nicht alles. Er beschreibt die Situation aus der Sicht einer oder mehrerer Charaktere. Dabei wird das Geschehen nicht kommentiert. Allgemeine Rückblenden oder Vorwegnahmen stehen als Elemente nicht zur Verfügung. Ein neutraler Erzähler schildert eine Geschichte weder aus personalisierter Perspektive noch kommentiert er. Diese Form findet sich oft in szenischen Darstellungen, also in Theaterstücken. Mit der speziellen Form der Ich-Erzählung befassen wir uns kommenden Monat. Nach diesem theoretischen Teil möchte ich Sie ermutigen, die Brille zu wechseln. Suchen Sie sich eine Sequenz aus und analysieren Sie Ihren Erzählstil. Dann probieren Sie eine andere Perspektive aus. Vielleicht wird ein Nebendarsteller zum Federführer oder die Busfahrt eines verliebten Jugendlichen wird zum Trailer einer Hollywood-Story.