Markus winkte Tarja als diese die Kantine betrat. «Hierher, ich habe dir auch schon eine Portion Lasagne organisiert.» Tarja liess ich auf den Sitz fallen und zog unter dem Tisch die Schuhe aus. Hoffentlich schwellen meine Füsse nicht zu sehr an sonst pass ich da nie mehr rein, dachte sie. Sie griff zur Gabel: «Ich danke dir. Der erste Tag in der Parfümerie fühlt sich sehr viel weniger glamourös an als man es sich vorstellen könnte.» Markus lachte. «Als Mann ist das halt etwas anders verlaufen.» Er hatte im Rahmen seiner Verkaufsausbildung sechs Wochen in der Parfümerie verbracht und dass die Mitarbeiterinnen sich seinetwegen nicht geprügelt hatten, war wahrscheinlich nur seinen rundum freundlichen Umgangsformen zu verdanken. «Die schwärmen heute noch von dir.» «Du meinst vom wohlriechendsten Mann des Hauses? Vom bestgekleideten Gentleman, der jeder die Dame, die mit Ware beladen daherkommt, die Tür öffnet?» Sie lachten beide unisono. Doch heute wollte Tarja es ganz genau wissen. «Hast Du eigentlich tatsächlich alle direkten und indirekten Angebote zur Zweisamkeit ausgeschlagen?» Markus sah sie schweigend an. «So lange wie wir uns kennen, gebe ich darauf keine Antwort.» Tarja rechnete nach. Sie kannten sich wirklich schon lange. Markus war zwei Jahre jünger als sie, aber in der Sportgruppe der Grundschule hatte das keine Rolle gespielt. Auch auf dem Gymnasium hatten sie sich bei Planung und Ausführung von Prüfungsarbeiten beigestanden. Doch danach trennten sich ihre Wege, er entschied sich für eine praktische Ausbildung, sie ging zur Uni. Umso mehr freuten sich beide als Tarja ihren Job für die Semesterferien im Kaufhaus Wunderland bekommen hatte. «Sorry.» «Schon okay», Markus lachte bereits wieder.

«Jetzt wird es Zeit fürs Schokoladenmouse, bin gleich wieder da.» Nach dem ersten cremigen Löffel wollte er wissen: «Wie kommst du überhaupt auf solche Ideen?» «Ach ich habe heute ein Gespräch von Sonja und Beljadra mitbekommen. Sie unterhielten sich über Gewohnheiten von Männern und wann man mit einem Betrug rechnen sollte. Irgendwie wollte ich wissen, ob tatsächlich alle Männer so ticken.» «Mit wem ist Sonja denn seit Neuestem liiert?» «Marius – Othello», Tarja suchte in ihrem Kopf nach dem Namen. Markus sah sie fragend an. «Meinst Du vielleicht Marcello?» «Ja genau so hiess der Typ.» Jetzt lachte Markus. Und es erinnerte Tarja im Klang sehr an Beljadras Lachen. «Der Kerl muss irgendwas haben, Beljadra hat genauso gelacht wie du jetzt.» «Der Typ war früher glaub ich Chauffeur bei «Glückliche Biertrinker». Dementsprechend häufig war der italienische Macho in der Lebensmittelabteilung unterwegs. Und du kannst Dir ja vorstellen, dass gerade jüngere Damen auf die dunklen gegelten Haare, die schwarze Lederjacke über dem knappen T-Shirt und seinem "Ciao Bella" fasziniert waren.» «Und der hatte dann was mit einer?» «Was heisst mit einer?» Markus kam ins Grübeln. «Wobei mit Melanie war er immerhin sechs Monate zusammen.» «Immerhin sechs Monate» Tarja lachte zynisch. «Ja für Marcello kam das schon einer Ehe gleich.» «Melanie, Melanie – wie viele Melanies gibt es in der Lebensmittelabteilung?» Tarja beschlich ein böser Verdacht. «Eine, Melanie Schaffling. Wieso fragst du?» «Das Rehlein, das gestern den Unfall mit dem Bier hatte?» Jetzt war auch Markus stutzig geworden. «Ja, siehst du da Zusammenhänge?» Tarja lenkte ein. «Keine Ahnung, es kommt mir einfach gerade komisch vor. Aber ich könnte jetzt nicht sagen warum.» «Macht auch nichts», Markus legte seine Hand auf die ihre. «Denn Annalena Kästner sucht deine Gesellschaft.» «Frau Turunnen es wird Zeit, ich möchte sie in zwei Minuten beim Gesichtswasser sehen.» «Selbstverständlich Frau Käser», beeilte sich Tarja zu sagen, erhob sich und zog hinter dem Rücken der Abteilungsleiterin so eine Fratze, dass Markus sich sehr beherrschen musste, um nicht laut herauszulachen. Doch wenn er gewusst hätte, was ihn am Nachmittag erwarten würde, wäre ihm das Lachen wohl im Halse stecken geblieben.