Sehe ich Finnland auf der Frankfurter Buchmesse so, wie ich die Heimat meines Mannes auf unseren Reisen erlebt habe? Mit dieser Frage im Kopf bin ich losgefahren. Die Antwortet lautet: Ja - aber. Wer durch die Türen der Halle 5 trat, sah einen hellen, grauweissen Boden. Von der Decke hingen mehrere, überdimensional grosse, runde Lampenschirme. Licht zu spenden, war nicht ihre Aufgabe, sie gliederten den Raum. Waren unter einem Naturbilder zu sehen, zeigte sich im anderen Sprachverarbeitung durch einen Computer, während der dritte eine Art Bibliotheksrondell bot. Was jedoch, wie mir ein regelmässiger Gast der Buchmesse erklärte, auch bei anderen Ländern üblich war. Ich begab mich an die kleine Restauranttheke, wo finnische Spezialitäten feilgeboten wurden. Nur wirklich typisch schienen mir die Speisen nicht. Ich versuchte es mit einer Art Pastete. Hackfleisch und Reis in einem Teigmantel. Ich kannte das unter liha piirakka. Nach dem ersten Bissen entschied ich mich gegen den Teig und ass nur den Inhalt. Ich machte mich auf den Weg durch die anderen Hallen auf der Suche nach finnischen Eindrücken. Ich unterhielt mich mit dem Mitarbeiter eines finnischen Lehrmittelverlages und sah mir eine Gesprächsrunde beim Stand des Kultursenders arte an. Autorin Nora Gomringer, war kürzlich von einem vierwöchigen Atelieraufenthalt in Helsinki zurückgekehrt. Sie sprach über die interkulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und Finnland. Gut gemacht - doch für mich nicht wirklich überraschend. Ich machte mich auf den Rückweg zum Bahnhof als ich an der Strassenbahnhaltestelle ein paar Frauen finnisch sprechen hörte. ich stellte mich kurz vor und fragte die Buchhändlerinnen dann wie sie die Präsentation ihres Heimatlandes beurteilten. "Um ehrlich zu sein, ich denke es ist etwas sehr kühl ausgefallen", antwortet die eine und ihre Kolleginnen nickten zustimmend. "Wer nichts von Finnland weiss, bekommt einen sehr begrenzten Eindruck." Ich bedankte mich für das Gespräch und ging weiter. Die Sätze arbeiteten in meinem Kopf. Ich glaube die Gestaltenden der Finnlandhalle haben sich zu viele Gedanken gemacht. Statt sich zu fragen, welche Assoziationen Touristen zu Finnland haben oder welche Einrichtung wie aussieht, hätte man sich an der finnischen Gastfreundschaft orientieren sollen. Dann hätten sich Hallenbesucher erst einmal die Schuhe ausgezogen bevor die Düfte nach Kaffee und frischem Gebäck sie gelockt hätten sich mit einem guten Buch aufs Sofa zu setzen.