Ich weiss gar nicht mehr, durch wen ich Franz Hohlers und Jürg Schubigers Hin- und Hergeschichten kennengelernt habe. Aber die spielerische Art, sich selbst und ein Gegenüber zum Schreiben zu animieren, ist mir im Gedächtnis geblieben. Susanne Karrer und ich haben allerdings die Regeln erweitert. Sie zeichnet, ich schreibe:

 

 

Endlich, endlich - der Hirsch hatte schon fast den Glauben an das Ende der Sitzung verloren. Es war ja schön, dass die Eulen wieder mehr Menschen zu einem Besuch im Wald motivieren wollten. Doch ob die schlauen Sprüche, welche die Spechte an die Bäume hämmern sollten, da wirklich weiterhalfen, wagte er zu bezweifeln. Seine Tasse am Huf, die Schokomuffins auf dem Buffet im Blick geriet der Hirsch ins Träumen. Wie wäre es, wenn die Waldgemeinschaft ein Café auf der Lichtung eröffnete? Selbstverständlich alles Bio und mit Produkten direkt im Wald hergestellt. Die Gäste könnten zwischen dem Gesang von Kuckuck, Lerchen und Nachtigall wählen. Oder man würde für die ganz Anspruchsvollen die Frösche vom nahegelegenen Teich kommen lassen. "Lass bloss die Hufe von meinem Muffin", knurrte der Wolf den Hirschen an und riss diesen aus seinen Gedanken. "Auch wenn bei meinem Mittagsmenü noch die Fleischkomponente fehlt, habe ich jetzt schon Anspruch auf eine Nachspeise." Während er spricht fuchtelt er drohend mit seiner Gabel herum. "Kein Problem", versucht der Hirsch den Wolf zu beschwichtigen. "Soweit ich weiss, gibt's für jeden etwas." Der Wolf knurrt noch einmal: "Vorsicht ist besser als Nachsicht." Der Hirsch nickt zustimmend, in der Hoffnung der Wolf werde sich endlich wieder verziehen. Er seufzt tief. Ich verstehe warum die Menschen aufgehört haben in den Wald zu kommen, wenn sich da solche Kommunikationsbanausen herumtreiben, denkt sich der Hirsch und beisst, mittlerweile wieder ungestört, genüsslich in seinen Muffin.

 

Wer mehr von Susanne Karrers Arbeiten sehen möchte, werfe einfach einen Blick auf ihre Homepage www.susanne-karrer.ch