Ich weiss gar nicht mehr, durch wen ich Franz Hohlers und Jürg Schubigers Hin- und Hergeschichten kennengelernt habe. Aber die spielerische Art, sich selbst und ein Gegenüber zum Schreiben zu animieren, ist mir im Gedächtnis geblieben. Susanne Karrer und ich haben allerdings die Regeln erweitert. Sie zeichnet, ich schreibe:

 

 

 

Eigentlich hasste Martina alle Sporthallen und Fitnesstempel. Yogastudios bildeten mit ihren meist durchgeisteten Inhabern keine Ausnahme. Doch Martina liebte den Tanz, ob klassisch oder modern spielte keine Rolle. Sie hatte sich Bücher besorgt, kannte die fünf Grundpositionen ebenso wie den Unterschied zwischen Demi-Plié und Grand-Plié. Statt an einer Stange hielt Martina sich an einer Stuhllehne fest. Aber jetzt da sie sich beim Tanzen verschiedene Male Fussspitzen und Ellbogen gestossen hatte, war der Wechsel vom heimischen Wohnzimmer in eine Tanzschule unumgänglich. Sie hatte sich schwarze Kleider besorgt, dennoch spürte sie die erstaunten Blicke der anderen Kursteilnehmerinnen auf sich. Maître Matisse hingegen liess sich seine Überraschung nicht anmerken. Er begrüsste Martina und hiess die Mädchen an die Stange treten. Martina spürte wie ihre Gesichtsfarbe mit jeder Exercise dunkler wurde. Doch dann hiess es endlich, "in die Diagonale". Maître Matisse machte die Schrittkombination vor. Martina blieb der Mund offen stehen. "Keine Angst", ermunterte er sie. "Das sieht schwieriger aus als es ist. Lassen sie sich von der Musik mitreissen." Sie nickte zaghaft als sie sich in die Reihe stellte. Maître Matisse drückte auf Play. Das Orchester spielte auf, Martina vergass vor lauter Glück, dass sie sich vorgenommen hatte, die Takte zu zählen. Die Geigen verliehen ihr Flügel und das Grand-Jeté trug sie ins Glück...