In Lukas Hartmanns Roman «GloriaFuria und die schlimme Marie» ist Wut ein zentrales Thema. Ich habe mir darum Gedanken gemacht, in welchen Situationen Kinder in Rage geraten können. Die Schule schien mir naheliegend – und so nahm ich mit einer Lehrerin Kontakt auf, die seit über 30 Jahren unterrichtet. Sie bat mich, das Interview in anonymisierter Form zu Papier zu bringen. Erst sträubte ich mich dagegen. Doch beim Schreiben überlegte ich, ob es vielleicht auf diese Weise für Leserinnen und Leser leichter wird, sich Gedanken über die eigene Wut zu machen. Einfach weiterlesen und ausprobieren…
 
Wie würden Sie Wut beschreiben?
Ein intensiver Gefühlsmoment, wenn einem die Worte ausgehen. Eine Frustration, die überkocht und dem Kind oder dem Erwachsenen richtiggehend über den Kopf wächst. Sei es, weil man sich nicht verstanden, ignoriert oder gar ungerecht behandelt fühlt.

Wie erleben Sie die Situation in der Schule?
Richtige Wutanfälle mit Türenknallen, um sich schlagen oder gar Gegenstände werfen, kommen in der Schule sehr selten vor. Ich denke, das geschieht viel mehr zu Hause, wo sich dann die Eltern damit auseinandersetzen müssen.
 
Thematisieren Sie Gefühle wie die Wut dennoch im Unterricht?
Auf jeden Fall. Wut ist eine Energie. Wen man lernt, diese zu lenken, kann man sie nutzen. Genau das zeigen Geschichten wie «Linda zähmt den Tiger» oder «Robbi regt sich auf». Wir beschränken uns aber nicht auf Wut. Es geht ebenso um Glück oder Traurigkeit. Die Verschiedenartigkeit, mit der die Menschen ihre Gefühle zeigen. Gerade haben wir mit einer Gruppe Gesichtsausdrücke im Spiegel beobachtet. Auf diesem Weg lässt sich Fremd- und Eigenwahrnehmung üben. Gefühle spielen immer wieder eine Rolle.