Noch als Teenager habe ich Mani Sokoll beim Open-Air-Kino in Baden erlebt. Jahre später traf ich sie in Leutwil wieder, als sie das Amt einer Gemeinderätin übernahm. Es folgt die Geschichte ihres Weggangs nach Nicaragua. Sie ist für mich eine Frau mit vielen Leben, darum freue ich mich, dass ich Ihr die Frage stellen durfte, was Glück für sie bedeutet.

Glück war und ist für mich eigentlich ein «Un-Wort"», weil so viel hineininterpretiert und davon erwartet wird. Wenn ich Glück höre, sehe ich immer ganz kindlich ein vierblättriges Kleeblatt und bringe es eigentlich nur in Verbindung mit Glücksspielen, Prüfungen oder grad auf den abfahrenden Zug aufspringen. Im Ernst: Ich bevorzuge Zufriedenheit als Lebensgefühl, gespickt mit einzelnen Hochgefühlsmomenten. Diese entstehen dann meist im Kleinen - und im eigenen Innern. Dafür braucht es meine Wahrnehmung, mein «Aufmerksamsein». Eine spontane Begegnung mit viel Gelächter, die Knospe einer Blume im Frühling, eine berührende Szene zwischen Menschen am Bahnhof. Unzählige solche Momente und Situationen bescheren mir ein Hochgefühl.

Obwohl ich diese Zeilen wahrscheinlich vor Jahren genauso geschrieben hätte, bekommen sie noch mehr Kraft, seit ich einige Jahre in Nicaragua gelebt habe. Dort erfuhr ich intensiv die eben beschriebenen Hochgefühlsmomente. Als mir z.B. ein Reifen meines Autos platzte und in Windeseile einige Leute zu Hilfe kamen. Sie wechselten für mich den Reifen und wir feierten bei einer Runde Bier die Solidarität. Wobei das meine Interpretation war, denn für die Anwesenden war das schlicht normal.

Zufriedenheit stellt sich hier in der Schweiz für mich recht schnell ein, da wir schlicht alles haben. Alle Hochgefühlsmomente darüber hinaus basieren auf menschlichen Handlungen und Aktionen.