Auch an Judith Kaiser, die Presseverantwortliche von Paul Maar, habe ich eine Interviewanfrage verschickt und war dankbar für Ihre Rückmeldung. Auch wenn der Autor mir meine Fragen gerade aus Zeitgründen nicht beantworten kann, fand ich in der Pressemappe des Friedrich Oetinger Verlages einige sehr spannende Aussagen von Paul Maar. Ich habe die für mich wichtigsten ausgewählt. Das Gespräch führte zum damaligen Zeitpunkt Verena Hoenig.
 
Sie erreichen Kinder wie kaum jemand sonst. Woran, glauben Sie, liegt das?
Paul Maar: Diese Ihre Behauptung lese ich natürlich gern. Wenn ich darüber nachdenke, fallen mir zwei Gründe ein: Ich scheine mir meinen kindlichen Humor bewahrt zu haben und muss über dieselben Dinge lachen wie Kinder. Manchmal sitze ich leise lachend am Schreibtisch, weil mir eine besonders witzige Formulierung eingefallen ist. Wenn ich sie Erwachsenen vorlese, ruft sie höchstens ein gnädiges Lächeln hervor. Umso mehr freut es mich, wenn dann bei Lesungen die zuhörenden Kinder genau bei dieser meiner Lieblingsstelle in lautes Lachen ausbrechen. Ein zweiter Grund könnte sein, dass meine Leser spüren, dass ich immer auf ihrer Seite stehe und nie den besserwissenden, belehrenden Erwachsenen hervorkehre.
 
Hat sich Kindheit als solche in Ihren Augen zum Negativen oder Positiven hin verändert?
Paul Maar: Wenn ich an meine unbeschwerte Kindheit denke, wo wir die Nachmittage unter uns verbracht hatten, ohne Aufsicht der Eltern, die von unseren wilden, teils gefährlichen Spielen in den Weltkriegs-Ruinen nichts oder wenig wussten, Eltern, die so sehr mit dem Aufbau ihrer Existenz beschäftigt waren, dass die Kinder eher nebenher liefen, dann bedauere ich die heutigen wohlbehüteten, immer gut beaufsichtigten Kinder ein wenig. Sie haben im Gegensatz zu den Jahren meiner Kindheit genug zu essen (jedenfalls die meisten), ein Fernsehprogramm, das nicht nur aus zwei Sendern besteht, meistens ein Smartphone - aber sie haben keine Geheimnisse mehr.
 
Wie sieht ein gelungener Wochentag für Sie aus?
Paul Maar: Die Einfälle fliessen, ich schreibe den ganzen Vormittag bis zum frühen Nachmittag, esse eine Kleinigkeit, gehe mit meiner Frau spazieren, unterhalte mich mit ihr über meine entstehende Geschichte, trinke dann mit ihr Tee und mache mich wenig später ans Kochen eines nicht zu späten Abendessens. Als unsere Kinder noch zur Schule gingen und ein Mittagessen pünktlich nach Schulende auf dem Tisch stand, hat meine Frau gekocht. Jetzt geniesst sie es, dass ich das Kochen übernommen habe.
 
Was würde Ihnen das Sams zum 80. Geburtstag wohl wünschen?
Paul Maar: Da müssen Sie das Sams selbst fragen. Es ist ja so unberechenbar in seinen Wünschen.