Ich habe in den vergangenen zwei Jahren halbtags im Verkauf eines Tankstellenshops gearbeitet. Dabei sind mir immer wieder Menschen mit Berufen begegnet, deren Wichtigkeit mir klar ist, aber über deren Tätigkeit ich nur wenig weiss. Solche Jobs möchte ich in den Monatskolumnen 2020 vorstellen. Bei den Vorbereitungen habe ich mich gefragt, wie denn mein eigenes Berufsleben begonnen hat und erinnerte mich ans BIZ, wie wir es damals nannten. Meine Beraterin hat mir damals den Rücken gestärkt. Sie hat mich ermutigt, meinem Berufswunsch zu folgen und dafür bin ich ihr heute noch sehr dankbar. Um mehr über die aktuelle Situation zu erfahren, habe ich mich bei der Berufsberatung des Kantons Aargau, bei den «ask! – Beratungsdienste für Ausbildung und Beruf» gemeldet. Liliane Haussener, seit mehr als zwanzig Jahren Berufs-, Studien- und Laufbahnberaterin, hat mich auf den neuesten Stand gebracht.
 
Frau Haussener, welchen Beruf haben Sie ursprünglich erlernt?
Ich habe die Ausbildung zur kaufmännischen Angestellten absolviert.
 
Welche Altersgruppen mit mehrheitlich welchem schulischen Hintergrund kommen in die Beratung?
Bei ask! Sind es Personen jeden Alters und mit jeglichem schulischen Hintergrund. Bei mir mehrheitlich Jugendliche gegen Ende der obligatorischen Schulzeit (8./9. Schuljahr) und junge Erwachsene während und kurz nach der beruflichen Grundausbildung.
 
Welche Wünsche bringen sie mit?
Die einen möchten bei der ersten Berufs- oder Schulwahl unterstützt werden, die anderen bei der Lehrstellensuche nach einem allfälligen Lehr- oder Mittelschulabbruch. Einige suchen Rat für die weiteren Schritte der Karriereplanung oder einen Berufswechsel. Und manchmal geht es einfach um den Austausch mit einer Fachperson über die eigenen Laufbahnmöglichkeiten. Dabei ist es mir wichtig auf die Anliegen einzugehen. Ich begleite die Menschen beim Nachdenken, Recherchieren und Entscheiden, beantworte Fragen, zeige Lösungen auf – ich möchte die Kunden befähigen, in ihrer beruflichen Laufbahn weiterzukommen.
 
Jemand kommt mit dem Berufswunsch «Game-Programmierer» zu Ihnen, wie geht es weiter?
Das ist individuell. Kernpunkte wären aber sicher die Fragen nach der Motivation, den Vorkenntnissen, dem Bildungsstand und der Bereitschaft, in einem in der Schweiz relativ kleinen und hart umkämpften Arbeitsfeld seinen Platz zu suchen. Von den Ausbildungsmöglichkeiten stehen für uns (meistens) die eidg. anerkannten Abschlüsse im Vordergrund, im Falle des Game-Programmierers wären das z.B. Hochschul-Abschlüsse in den Bereichen Game-Design oder Informatik, allenfalls auch Angebote privater Schulen.
 
Welche Berufsgruppen werden von den Klienten bevorzugt?
Hoch im Kurs stehen die Berufe im Bereich «Gestalten», «Kontakt mit Menschen», «ICT», «Büro-Arbeit», «Berufe mit Tieren» etc.
 
Welche Berufsgruppen kämpfen eher damit Nachwuchs zu finden?
Während Branchen mit dem Abspringen von ausgebildetem Personal kämpfen, gibt es in andern Berufsgruppen gar nicht erst genügend junge Leute, die einsteigen. In beiden Fällen ist Kreativität seitens der Arbeitgeber gefragt! In den Bauberufen hat es beispielsweise meistens mehr Lehrstellen als Bewerberinnen und Bewerber. Junge Leute, die die Kompetenzen für anspruchsvolle Ausbildungen im technisch-handwerklichen Bereich mitbringen (z.B. als Alternative zu einem Gymnasium) sind auf dem Lehrstellenmarkt sehr begehrt. Aber auch bei den pädagogischen Berufen und im Gesundheitsbereich herrscht Mangel an gut ausgebildetem Personal.