Ich sitze auf dem Fussboden meines Zimmers und versuche Herrin der Papierberge zu werden. Warum genau habe ich jene Zeitungsseite herausgerissen? Ach es geht um einen Autoren, von dem ich schon lange etwas lesen will. Der Zeitungsausschnitt stammt nicht von gestern und weil ich heute einen realistischen Tag habe, werfe ich ihn weg. Der Autor wird mir schon wieder begegnen, wenn ich sein Werk unbedingt kennenlernen muss. Das Ausmisten habe ich mir anfangs 2012 vorgenommen. Mittlerweile haben rund 15 Migrossäcke Papier mein Zimmer in Richtung Sammlung verlassen. (Man darf also davon ausgehen, dass die Papierberge auf meinem Fussboden die Kniehöhe überstiegen haben). Noch ist nicht alles weg, denn es kostet mich immer wieder Überwindung mich tatsächlich hinzusetzen. Loslassen, Abschied nehmen. Letzteres ängstigt mich mehr als ich zugeben mag. Abschied nehmen, dabei fürchte ich immer etwas zu verlieren, das sich nicht ersetzen lässt. Dabei spiele ich heute ja auch nicht mehr mit den Barbie-Puppen meiner Mädchenzeit. Ich mache mir selbst Mut zum Abschied nehmen. Schreibe nieder, was ich festhalten will und muss doch genau darum loslassen. Manchmal trösten uns die Geschichten, die so entstehen. Und wenn nicht, so habe ich doch die Gewissheit, dass Abschiede Platz schaffen – in Kopf und Herz.