Für diesen Anlass des Poesiesommers habe ich eine kleine Geschichte geschrieben. Die Frage im Kopf - "wer oder was hilft uns durch die Wandlungen der Zeit?" - hat mich wieder zur Antwort: Begegnungen geführt. Aber lest selbst: 

 

Sie sah aus dem Fenster. Das Wetter trug nicht dazu bei, ihre Laune zu verbessern. Nebel, dicker, feuchter Nebel. Ähnlich dem auf ihrer Brille, wenn sie aus irgendeinem Grund ihre Stoffmaske gegen eine medizinische tauschen musste. Die Häuser auf der anderen Strassenseite waren kaum zu erkennen. Einzig das pinke Gebäude der verrückten Frau Holle färbte den Umgebungsnebel hauchzart rosa. Es half nichts. Homeoffice - auf ihrem Schreibtisch stapelten sich die Informationsbroschüren für kommende Gemeindeversammlungen. Brisante Traktanden wollten vorbereitet sein. Sie wechselte das Zimmer und setzte sich an ihren Computer. Stunden später, die Dämmerung war der Dunkelheit gewichen, erhob sie sich. Sie ging ins Wohnzimmer und wollte die Läden schliessen bevor sie Licht anmachte. Den Nebel aussperren, dachte sie missmutig. Sie hatte den Drehstock schon in der Hand, da wurde ihr Blick von Glühwürmchen angezogen. Tanzende kleine Lichter, die dem Nebel mit Leichtigkeit trotzten. Aber sie waren rosa! Mirva musste der Sache auf den Grund gehen. Sie schlüpfte rasch in die Stiefel und warf sich eilig einen Schal um. Die Glühwürmchen sollten ihr auf keinen Fall entwischen. Aus der Tür getreten lächelte sie. Die flinken Lichtpunkte hatten sich sogar noch vermehrt. Mirva überquerte die Strasse. Frau Holle stand vor ihrem Haus und strahlte. "Sind sie nicht wunderschön?" Eine rhetorische Frage. Mirva nickte schweigend. Die beiden Frauen beobachteten das Schauspiel wortlos glücklich. Irgendwann streckte Frau Holle Mirva eine pinke Tasse mit wohlriechendem Apfelpunsch entgegen. Sie nickte dankend. Sie fühlte sich Zuhause.

 

PS: Und was bringt das Migros-Magazin nur ein paar Tage nach dem Entstehen dieses Textes? Einen Beitrag über Glühwürmchen...