Seit ich unterwegs bin, lese ich wieder mehr - Bücher wie Zeitungen. Diese Woche ist mir die Kolumne "Ratatouille" auf der letzten Seite des Seetaler Boten begegnet. Jonathan Furrer schreibt unter dem Titel "Frau sein". Er beginnt mit der Frage: "Wie häufig haben Sie schon von Raserinnen, Räuberinnen, Vandalinnen oder Vergewaltigerinnen gehört?" Er geht dieser Frage anhand von Kriminalstatistiken nach. Männer seien darin durchwegs häufiger vertreten. Grund dafür sei nicht eine moralische Überlegenheit der Frau, sondern eine andere Sozialisierung - mit mehr Verantwortung und Gemeinschaftssinn.

Jetzt beginnt die Warnblinkanlage in meinem Kopf verrückt zu spielen. Nicht weil die Inhalte dieser beiden Begriffe negativ sind. Aber sie setzen Grenzen - unausgesprochene wie explizite. Meinungsverschiedenheiten können den Familienfrieden gefährden, also behält Frau ihre Ansichten für sich. Klettert das Mädchen auf einen Baum, kann das Kleid kaputtgehen oder sie fällt herunter. Also bleibt es auf dem Boden und trägt Sorge. Bei diesem Ausdruck spüre ich die Schwere der Gedanken. In Pfützen springen, seiner Wut auch mal lautstark Ausdruck verleihen, Taten einfordern und falls nichts passiert Konsequenzen ziehen. Diesen Eigenschaften setzt die aktuelle Sozialisierung der Frau Grenzen. Und wer diese nicht einhält, bekommt dies von Frauen wie Männern schmerzlich zu spüren.

Liebe Frauen, liebe Männer, lasst uns diese Grenzen sprengen! Gleichberechtigung heisst, jeder Mensch trifft eigene Entscheidungen. Die liebevolle Mutter repariert fluchend das Auto. Der Bodybuilder führt das Geschäft für Baby-Zubehör. Und wir? Wir freuen uns über die Vielfalt einer neuen Gesellschaft!