Ein unzensierter Ausschnitt aus meinem NaNoWriMo Werk, Fehler inklusive

Trotzdem langsam die Treppe runter, tief einatmen und dann untertauchen unter der Abschrankung hindurch auf die zweite Bahn, an die Oberfläche, einen Moment gleiten lassen bevor die Arme wie von selbst, das gewohnte Oval formten. Margareta spürte ihre Schultern, konzentrierte sich, damit die Arme eine saubere Linie zogen und nicht vor sich hin platschten. Dasselbe bei der Froschbewegung der Beine. Sie mochte das Wort für die Beinbewegung nicht, aber ihr fiel nichts anderes ein. Ihre Knie waren beide operiert, die Bänder immer noch sehr lose, darum bewegte sie die Beine möglichst kontrolliert, damit nichts knackte, auskugelte oder überdehnte. Langsam hatte sie sich ihren Rhythmus erschwommen. Nun begann sie das Wasser zu sehen, der Schwung der Wellen, die ihre Arme erzeugten. Die Reflektionen vom Deckenlicht und manchmal blendete der Sonnenschein, der durch die Seitenfenster hereinstrahlte. Sie begann das Wasser zu hören, das leise Säuseln an ihren Ohren, wenn ihr besonders schöne Schwimmbewegungen gelangen. Wenn sie mal eine oder zwei Längen in Crawl versuchte, mehr lagen nicht drin, weil die Kondition nicht mehr hergab, dann war es ein lautes «Platsch». Ziemlich regelmässig, denn die Technik beherrschte Margaretha. Manchmal machte sie Pause am Beckenrand, streckte und dehnte sich, liess ihre Hände ohne Kraftaufwand durchs Wasser gleiten, liess sich vom Element streicheln. Im Wasser fühlte sie sich stark. Sie war getragen – das Wasser liebte sie. Sie hatte gute Freundinnen, die seit Jahren nicht mehr schwammen. «Nein, mich selbst in einem Badeanzug – das geht gar nicht.» «Aber das sieht im Wasser doch keiner.» «Aber beim reingehen und rauskommen.» Das stimmt, doch Margareta wollte sich von diesem Fakt das Schwimmen nicht nehmen lassen. Langsam spürte sie die Beine müden werden. Sie machte eine Pause am Beckenrand, dann liess sie sich auf den Grund des Beckens sinken und  tauchte, glitt so lange wie möglich dem Boden entlang. Sie wusste, wenn sich erst einmal Beine und Hintern hochblubbern liessen, dann brauchte das Tauchen viel zu viel Kraft. Aber das war nicht die einzige Schwierigkeit, die das Alter mit sich gebracht hatte. Heute spürte sie den Ohrendruck, von dem die Eltern immer gesprochen hatten, wenn sie sich als Kind das Ziel des 25Meter Tauchens gesetzt hatte. Heute erreichte sie kaum noch zwölf. Stresste sie das? Jein. Auf der einen Seite hätte sie gerne so viel Zeit gehabt, die Wellenspiegelungen auf dem Boden zu verfolgen. Auf der anderen Seite war sie so schön, die stille Welt, in der keine Stimmen klangen, ausser jene in ihrem Kopf. Und wenn sie vorher lange genug geschwommen war, dann schwiegen sie. Und das war das Wundervollste überhaupt – keine Stimmen im Kopf. Keine To dos, keine Kritiken, keine Fragen an sich selbst. Und wenn ihr das gelungen war, dann dauerte es sogar noch eine Weile bis die Stimmen zurückkamen. Diese Zeit fehlte später im Tagesplan – aber sie war unglaublich.