Er könnte beim Bauamt der Gemeinde angestellt sein. Dagegen spricht, dass sie ihn noch nie in der knallorangen Arbeitskleidung gesehen hat. Dafür sieht sie ihn jeden Abend mit seiner gehstocklangen Greifzange und dem Abfallsack die Bahnhofstrasse hoch spazieren. Er scheint immer guter Dinge zu sein. Pfeifft fröhlich vor sich hin. Sie hat regelmässig überlegt, ihn anzusprechen. Eines Abends nimmt er ihr die Entscheidung ab. "Was für ein wunderbarer Tag! Ich hoffe, sie konnten heute Sonnenstrahlen geniessen." Sie ist perplex. Die Frage klingt so anders, als sie sich seine Stimme vorgestellt hat. "Emmm." Sie findet keine Worte. "Vielleicht morgens beim Warten auf den Bus?" Er weist auf die Hecke neben dem Grünstreifen. "Haben sie die Rosen gesehen?" Der südländische Akzent schimmert. "Ist das eigentlich ihr Job?" Sie zeigt auf die Greifzange, mit der er gerade ein paar Zigarettenstummel entsorgt. Er gluckst. "Nein, ich bin pensioniert. Ich mache Platz für Schönheit." Sie muss sehr fragend in die Welt geblickt haben. Er bleibt endgültig stehen, schaut Richtung Himmel, dann erklärt er: "Wir haben alles. Strassen, Trottoir, Licht, Busse, Autos, Blumen. Wir können arbeiten, haben Freunde, lieben Familie. So viel Glück will gepflegt werden. Zigaretten passen nicht zu Rosen, schlechte Laune passt nicht zur Sonne. Ich bin nett zum Glück, so bleibt es vielleicht mein Nachbar."