Sie ist professionelle Zuhörerin von Beruf, sagt sie. Das klingt... ja wie genau klingt das eigentlich? Esoterisch? Experimentell? Wenn man Luisa in ihren strahlend farbigen Kleidern sieht, sie lachen hört, muss es ein guter Job sein. "Wie wird man professionelle Zuhörerin?" "Das ist eine gute Frage - in meinem Fall stammt die Idee von einem Freund. Seine Mutter war ein paar Tage zuvor gestorben und er wollte einfach reden ohne Rücksicht auf einen Gegenüber nehmen zu müssen." Ich schüttle den Kopf. "Wär für ihn ein Besuch beim Therapeuten nicht sinnvoller gewesen?" "Warum?" Luisa scheint mein Gesicht zu scannen. "Er brauchte keine Antworten zum Sinn des Lebens. Er wollte einfach laut denken, ohne für verrückt gehalten zu werden." Ich schweige einen Moment. "Aber die Begleitung eines Freundes durch eine Lebenskrise ist auch noch keine Berufsbeschreibung." Luisa schmunzelt. "Du bist krass ungeduldig." Unwillkürlich schmunzle ich mit. "Dieser Freund hat mir ein Jahr später detailliert beschrieben, was mein Zuhören für ihn bedeutet hat. Er beendete seinen Rückblick mit den Worten "du solltest das zu deinem Beruf machen"."

Der Text ist das Ergebnis der Schreibübung: Du triffst eine Frau, die dich interessiert.

Solche Experimente mache ich gerade fleissig. Denn am 2.März halte ich bei der Erwachsenenbildung Seetal den Workshop "Vom Traum zur Tat - von Frauen für Frauen" (mehr Infos auf www.eb-seetal.ch) Schreibenderweise werde ich mit meinen Teilnehmerinnen herausfinden, wie sie zu ihrem Vorbild - oder zu ihren Vorbildern finden.