Dieses Buch über die Jugend Michelle Halbheers wird derzeit vieler Orten diskutiert. Geschrieben hat es die Journalistin Franziska K. Müller. Ich war sehr neugierig, hatte doch die Angst vorm Platzspitz in Zürich meine Eltern dazu veranlasst, mich nie allein in die nachbarliche Grossstadt fahren zu lassen. Als erstes erstaunt mich die Ich-Form. Okay, in den situativen Passagen verstärkt die Perspektive die belendende Wirkung. Doch da folgt auf die Beschreibung des Verprügeltwerdens  der analytische Satz "die wiederkehrende Drohung, sich umzubringen, und Suizidversuche terrorisierten mein Dasein, seit ich ein kleines Kind bin". Diese Momentaufnahmen und Analysen geraten sich in die Quere. "Platzspitzbaby" ist ein wichtiges Zeitdokument. Doch eigentlich müsste es der Anfang einer Buchreihe sein. Es müssten Recherchen folgen, bei dieser Momentaufnahme sollte es nicht enden.