Auf dem dem schwarz-weissen Titelbild ist ein zerbrochenes Herz zu sehen auf dem geschrieben steht: Scherben bringen Glück. Die Bruchstücke des Symbols sind mit goldenen Linien durchzogen. "Scherben bringen Glück - schon wieder", dachte ich. "Schon wieder dieses implizierte: Du wirst etwas daraus gelernt haben." Das Buch interessierte mich trotzdem wegen der japanischen Schriftzeichen. Und die Neugier wurde belohnt. Bei "Kintsugi" handelt es sich, wie der Autor sorgfältig erklärt, um die Kunst, zerbrochene Keramikstücke, die dem Besitzer am Herzen liegen, wieder zu einem Ganzen zu machen. Pascal Akira Frank schildert die einzelnen Arbeitsgänge und macht dem Lesenden den Vorschlag, diese auf die eigene Psyche zu übertragen. Er tut dies sorgfältig und wertefrei. Es geht nicht um Druck: Du musst aus deiner misslichen Lage etwas Positives machen. Es ist die Frage: Wie will ich mit den Geschehnissen in meinem Leben umgehen? "Wie will ich", es ist also das bewusst werden, seiner eigenen Wünsche. Mit Betonung auf "eigen". Der Autor schlägt einen neuen Blickwinkel vor: Wie sieht das "Ich" aus, wenn ich die Brüche, also schmerzliche Lebensmomente, vergolde? Sie bleiben sichtbar, doch das Porzellan kann noch viele Jahre als Teeschale dienen. Ein Buch zum immer wieder lesen, weil es ungewöhnliche Denkansätze bietet, die sich im Alltag noch nicht durchgesetzt haben.